Pitigliano ❤️ das kleine Jerusalem
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Pitigliano, "das kleine Jerusalem"
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Cenni Storici su Pitigliano
Nach den päpstlichen Bullen von 1555‑1569, die den Juden im Kirchenstaat neue Einschränkungen auferlegten, verließen viele Familien Rom, Viterbo und Orvieto und fanden Zuflucht in der Grafschaft der Orsini. Pitigliano – damals eine lebhafte Festung auf einem Tuffsporn – erwies sich als gastfreundlich: Die Neuankömmlinge eröffneten Werkstätten, Textil‑ und Leihgeschäfte und kurbelten so die lokale Wirtschaft an.
Das friedliche Zusammenleben führte rasch zum Bau jüdischer Kultstätten. Bereits 1598 wurde die Synagoge errichtet, die nach mehreren Restaurierungen noch heute in Betrieb ist. Rundherum entstand das jüdische Ghetto, das Herz der „Kleinen Jerusalem“: Hier befanden sich die koschere Metzgerei, der Gemeinschaftskeller, das in den Fels gehauene Mikwe (Ritualbad) und der ungesäuerte Gemeinschaftsofen, die alle originalgetreu restauriert wurden.
Im Laufe der Jahrhunderte integrierte sich die jüdische Gemeinde vollständig und betrieb florierende Geschäfte mit Stoffen, Olivenöl und Wein. Während der NS‑Besatzung (1943‑44) entstand ein beeindruckendes Solidaritätsnetz: Viele Bauern versteckten jüdische Familien in Kellern und Bauernhäusern des Lente‑Tals. Für diesen Mut verlieh Yad Vashem in Jerusalem am 18. März 2002 mehreren Familien aus Pitigliano den Titel „Gerechte unter den Völkern“.
Cosa vedere nel magnifico paese di Pitigliano
Wer von Süden kommt, sieht Pitigliano wie eine Krippenlandschaft aus Tuffhäusern und Türmen aufragen. Erster Blickfang ist das Medici‑Aquädukt (1636‑1639): fünfzehn Bögen – zwei monumental, dreizehn kleiner – leiteten einst Wasser aus den Meleta‑Quellen in die Zisternen der Stadt.
Durch das alte Tor an der Piazza Petruccioli betritt man ein Labyrinth mittelalterlicher Gassen: Treppengassen, blumengeschmückte Höfe und Balkone, die über der Schlucht schweben, schaffen unvergessliche Aussichten. Folgt man dem Aquädukt nach links, erreicht man die Festung Orsini, ursprünglich Aldobrandeschi, im 16. Jahrhundert von Antonio da Sangallo d. J. umgestaltet; Zugbrücke, Bergfried und unterirdische Räume beherbergen heute ein kleines, aber beeindruckendes Museum für Waffen und Folterinstrumente.
Auf demselben Platz steht der Palazzo Orsini, der im 15./16. Jahrhundert zu einer eleganten Renaissance‑Residenz umgebaut wurde: Zu besichtigen sind das Diözesanmuseum (Gemälde und Goldschmiedekunst vom 13. bis 18. Jh.), das Archäologische Museum mit etruskischen Funden aus den vie cave sowie das Bischöfliche Archiv. Sehenswert ist der Innenhof mit sechseckigem Brunnen und zweigeschossiger Loggia.
Seit dem 25. April 2016 verbindet ein 400 m langer Panorama‑Steg die Via Santa Chiara mit der Piazza della Repubblica, halbhoch am Tufffelsen entlang: Er bietet atemberaubende Ausblicke auf die Täler und führt zum Eingang des restaurierten jüdischen Viertels, das multimediale Tafeln über Riten und Traditionen zeigt.
Bei Einbruch der Dunkelheit erwacht der Ort mit Kunsthandwerksläden, Weinbars und Trattorien, in denen man das Sfratto – ein Gebäck mit Honig, Walnüssen und Orangenschale, Symbol der jüdischen Gemeinde – probieren und ein Glas Bianco di Pitigliano DOC genießen kann.
Articolo originale: Qui
Info: pitigliano.org